Vorschuljahr

Die Zeit bis zum ersten Schultag nutzen

Im letzten Jahr vor der Schule haben Kinder oft noch einmal einen großen Entwicklungsschub, den es zu unterstützen gilt:

Geschicklichkeit, Koordination und Ausdauer sollen ebenso gefördert werden wie die Kenntnisse und Fertigkeiten, die ihr Kind für einen guten Schulstart braucht.

Fähigkeiten/Fertigkeiten

Es ist nicht notwendig, dass Ihr Kind all diese Fähigkeiten schon vollständig zum Schulanfang beherrscht. Sie erleichtern aber das ankommen und einfügen in die neue Schulgemeinschaft und ermöglichen es Ihrem Kind sich auf die vielen anderen neuen Eindrücke zu konzentrieren.

Üben Sie mit Ihrem Kind gegebenenfalls einige der folgenden Dinge ein, wenn Sie noch Unsicherheiten feststellen.

a) Leben in der Klassengemeinschaft:

  • Kann es kleine Arbeitsaufträge eigenständig erfüllen?
  • Hält es sich an Regeln?

Unterstützen Sie Ihr Kind durch einen gegliederten Tagesablauf, bei dem feste Grenzen gesetzt werden (besonders morgens beim pünktlichen Aufstehen und abends beim Zubettgehen)

  • Kann es abwarten und Rücksicht auf andere nehmen?
  • Hört es anderen zu?

(Fernsehen verhindert aktives Zuhören zu erlernen und schadet im Gegensatz zum Vorlesen der Konzentrationsfähigkeit.

Leben Sie Ihrem Kind vor, dass Sie ihm zuhören und fragen Sie gründlich und geduldig nach, wenn es Ihnen etwas erzählt)?

  • Kann es für eine gewisse Zeit ruhig auf seinem Platz sitzen?
  • Kann es sich konzentrieren und eine Aufgabe zu Ende führen?

b) sprachliche Fähigkeiten:

  • Drückt es sich verständlich aus?
  • Kann es kleine Ereignisse erzählen bzw. nacherzählen?
  • Spricht Ihr Kind in ganzen Sätzen?

c) motorische Fähigkeiten:

  • Kann es mit Stiften, Kleber und Schere umgehen?
  • Kann es sich selbstständig an- und ausziehen?
  • Kann es allein zur Toilette gehen?
  • Kann es das Gleichgewicht halten und seine Bewegungen koordinieren?

Kenntnisse

a) wichtige Daten nennen: Name, Adresse, Telefonnummer
b) den eigenen Namen schreiben
c) Farben unterscheiden
d) Gegenstände nach Merkmalen ordnen (kleiner/größer, oben/unten …)
e) einfaches Zählen und Erfassen von Mengen (Gib mir bitte drei Teller,…)
f) grundlegende Umgangsformen kennen (Bitte und Danke, Grüßen, Türe öffnen, fremdes Eigentum respektieren,…)
g) seine eigenen Sachen kennen und zusammenhalten können

Lesen, Schreiben, Rechnen

a) lesen und schreiben

Generell sollten Sie Ihr Kind immer zum Lernen ermuntern und nie ausbremsen. Selbstverständlich müssen Sie ihm hierzu keinen „Leseunterricht“ erteilen, wie er sowieso in der Schule stattfinden wird, aber beantworten Sie ihm alle Fragen, die es wegen seines natürlichen Entdeckungsdrangs stellt.

Bitte achten Sie in diesem Zusammenhang auf die „richtige“ Benennung. Buchstaben als Laut sprechen (nicht „EL“ für den Buchstaben „L“ sprechen, sondern „L“ als Laut für das, was man wirklich hört).

Die beste Förderung ist die des Leseinteresses, die Sie durch regelmäßiges Vorlesen erreichen.

b) rechnen

Auch hier gilt, dass Sie Ihrem Kind keinen „Mathematikunterricht“ erteilen müssen, aber sein natürliches Interesse an Formen und Zahlen nicht ausbremsen sollten. Mathematisches Wissen bezieht sich zunächst auf den Alltag und kann jederzeit spielerisch nebenbei angeeignet werden (Geldpreise, Messen von Körpergrößen, geometrische Formen benennen, mit Bauklötzen bauen, Abzählen bei Würfelspielen, Tisch decken, …).

Unterstützung zu Hause

Die Zeit bis zum Schulanfang im September können Sie gewinnbringend für Ihr Kind nutzen und es auch zu Hause durch kleine Übungen fördern und fordern.

Folgende Vorschläge für Übungen helfen Ihnen dabei:

a) Feinmotorik

  • Perlen auffädeln
  • an Linien entlang ausschneiden
  • sorgfältig ausmalen (Malbuch, …)
  • Wege nachfahren, Labyrinthe durchfahren
  • vorgezeichnete Muster auf kariertem Papier nachfahren
  • Strickliesl/Steckspiele
  • Helfen im Haushalt: Abtrocknen, Geschirr spülen, …

b) Sprache

  • Zungenbrecher nachsprechen (Fischers Fritze fischt …)
  • stille Post
  • Abzählverse, Reime, Lieder
  • Bilderbücher gemeinsam anschauen und darüber sprechen
  • Geschichten vorlesen
  • Kind über den erlebten Tag im Kindergarten erzählen lassen
  • Sätze zu Ende bringen („Wer schlecht sieht braucht eine …“)
  • Verwenden sie Laute statt Buchstaben (d.h. „M“ statt „eM“)

c) Wahrnehmung (hören, sehen)

  • Richtungshören („Mache die Augen zu. Woher kommt das Geräusch?“)
  • falsche Wörter erkennen („Mutti schießt das Fenster, draußen schneit es ganz viel Klee, …“)
  • Geräusche raten (Schlüsselbund, Papier knüllen, …)
  • Memory, Puzzle, …
  • „Ich sehe was, was du nicht siehst …“
  • Lego nach Vorlagen nachbauen
  • Bilderbücher/ Wimmelbücher ansehen („Wo siehst du den Mann mit der roten Hose?“)
  • Mosaike/ Muster nachlegen
  • Formen nachbauen

d) Umgang mit Mengen und Zahlen

  • Würfelspiele
  • Kartenspiele
  • Anzahl benennen („Wie oft habe ich geklatscht, geklopft, …?“)
  • Zählen (vorwärts, rückwärts)
  • Vergleichen von Mengen („Wo liegt mehr / weniger ?)
  • Anzahl von Gegenständen auf einen Blick erfassen (bis 6) (Wie viele siehst du?)
  • Zahlen im Alltag suchen (Hausnummer, Telefonnummer, Straßenbahn, …)

e) Konzentration, Arbeitsverhalten, Selbstständigkeit

  • ein geregelter Tagesablauf ohne Hektik
  • klare Grenzen und Regeln
  • Grundregeln der Hygiene einüben (Hände waschen, Toilette spülen …)
  • wiederkehrende Rituale
  • Kinderzimmer aufräumen, ordentlicher Arbeitsplatz
  • Übernahme von kleinen Arbeiten im Haushalt
  • richtige Sitzhaltung
  • Unternehmungen werden zu Ende geführt (Spiel, Buch lesen, …)

f) Soziale Kompetenz

  • Spiele spielen und verlieren lernen
  • Spielen mit Gleichaltrigen
  • Einhaltung von Gesprächsregeln (in der Familie: Wir lassen uns ausreden, wir hören einander zu, …)
  • Umgang mit Streitereien (sich entschuldigen, auch mal auf den eigenen Willen verzichten, Streitigkeiten werden mit Worten geklärt, …)
  • Gefühle zulassen (Auch Jungen dürfen weinen, …)
  • Konsequente Regeln (Eltern müssen verlässlich und eindeutig reagieren!)

 Checkliste

  • Wir beobachten bei unserem Kind den Zuwachs an Koordinationsfähigkeit, Ausdauer, Geschicklichkeit und fördern diese Entwicklung durch passende Angebote wie:
    – Roller fahren
    – Rollschuhe/Inliner fahren
    – Fahrrad fahren
    – Ballspiele (werfen und fangen)
    – regelmäßige Besuche im Schwimmbad (Wassergewöhnung/Seepferdchen)
  • Wir nehmen uns Zeit für Lern- oder ein Gesellschaftsspiele.
  • Wir basteln mit unserem Kind. Unser Kind hat Knetgummi. Es besitzt eine Schere und einen Klebestift und kann damit umgehen.
  • Unser Kind besitzt einen Malblock. Es hat Buntstifte und wird zum Zeichnen ermutigt. Es findet differenzierte Zeichen für Mensch,Tier, Pflanze und Haus. („Mama“, „Katze“, „Baum“)
  • Wir achten auf die richtige Stifthaltung.
  • Wir fahren mit unserem Kind gelegentlich in die Stadtbücherei und leihen Bilderbücher aus.
  • Wir lesen unserem Kind jeden Tag vor, und achten darauf, dass unser Kind die Geschichte versteht.
  • Wir lenken das Interesse unseres Kindes auf Wörter, die sich reimen.
  • Wir trainieren das Gedächtnis unseres Kindes, indem wir ihm helfen, kleine Verse und Reimgedichte auswendig zu lernen.
  • Wir achten darauf, dass unser Kind deutlich spricht.
  • Wir zeigen unserem Kind, wie es hören kann, ob ein Wort lang oder kurz ist, indem wir mit ihm Silben klatschen; Re – gen – wurm, Au – to, Kind
  • Wir sprechen mit unserem Kind über Anlaute:
    Mama fängt mit M an (nicht „eM“ sagen!), Limo fängt mit L an (nicht „eL“ sagen!)
  • Wir pflegen Kontakte zu Familien, die gleichaltrige Kinder haben und fördern das gemeinsame Spiel.
  • Wir unterstützen seine Selbstständigkeit, da unser Kind uns bei Tätigkeiten im Haushalt (wie Tisch decken, Einkaufen,  Zimmer aufräumen) hilft.